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Pädagogische Konzepte

Wir sind der Meinung, dass wir in der täglichen Arbeit unseren sozialpädagogischen „Instrumenten-Koffer“ voll ausschöpfen sollten. Neben dem Lebensweltorientierten Ansatz arbeiten wir auch lösungs- und ressourcenorientiert. Die multiperspektivische Fallarbeit inkl. der Selbstevaluation fliesst ebenso ein wie die Arbeit mit Zielen und deren regelmässige Überprüfung und Anpassung. Mit einem Phasen-konzept soll die Dauer des Aufenthalts geplant und die jeweiligen Ziele auf die einzelnen Phasen (Eintritts-, Förder-, Austrittsphase) verteilt werden. Die Vernetzung mit anderen Stellen und Behörden ist für uns ebenfalls ein wichtiger Bestandteil meines „Instrumentenkoffers“, ebenso wie der Einbezug des Systemischen Ansatzes. Alle diese Methoden helfen uns, eine gute, erfolgreiche und für uns stimmige Arbeit zu leisten.


Lebensweltorientierung auf den Punkt gebracht von K. Grundwald/H. Tiersch:

Lebensweltorientierte Soziale Arbeit zielt auf eine Soziale Arbeit, die Menschen in ihren Verhältnissen, in ihren Ressourcen, ihren vorenthaltenen Partizipationschancen und ihren Schwierigkeiten des Alltags sieht. Sie sucht den Menschen im Medium ihrer erlebten Erfahrungen, Deutungs- und Handlungs-mustern durch Unterstützung, Provokation und die Arbeit an Alternativen zu besseren Verhältnissen und tragfähigeren Kompetenzen zu verhelfen. Lebensweltorientierte Soziale Arbeit agiert so in komplexen und offenen Situationen in der Verantwortlichkeit eines transparenten, verlässlichen, strukturierten und reflektierten Handelns.

Wir arbeiten nach den Handlungsmaximen der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit. Diese sind:

  • Alltagsnähe/-orientierung
  • Dezentralisierung/Regionalisierung
  • Integration/Normalisierung
  • Partizipation
  • Prävention

Die Arbeit des Sozialpädagogen besteht darin ein pädagogisches Umfeld zu strukturieren und zu gestalten, welches aufbaut auf nicht verletzende, entlastende, beschützende, entwicklungsfördernde und bildende Umwelten und Alltagsstrukturen. Anstelle des Versorgungscharakters der traditionellen Heimerziehung tritt eine zwischen Jugendlichem und Sozialpädagogen kooperativ ausgehandelte Selbstorganisation des Alltags. Dies bedeutet, dass der Jugendliche an der Gestaltung und Herstel-lung seines Lebensraums beteiligt wird. Die Partizipation des Jugendlichen steht im Vordergrund. Der Lebensweltorientierte Ansatz führt zu flexiblen Strukturen und individuellen Regelungen.

Möchten Sie mehr zum Lebensweltorientierten Ansatz erfahren? Hier zwei Auszüge aus meiner Diplomarbeit: -Theorie-  -Praxisbeispiele in der WG


Eintrittsphase  -  Einleben, gegenseitiges Kennenlernen, Ressourcenerkennung

Förderphase  -  Individuelle Zielsetzungen, Erwerb von Kompetenzen, Förderung der Selbständigkeit, Entwicklung von Lebensperspektiven, Aufarbeitung persönlicher Defizite, Erlernen von sozial angemessenen Kommunikations- und Verhaltensweisen

Austrittsphase  -  Unterstützung bei der Wohnungssuche, Hilfe in administrativen Belangen, Ratschläge, Nachbetreuung


Wir arbeiten mit Zielvereinbarungen, die zusammen mit dem Jugendlichen und dessen Umfeld während der Probezeit erarbeitet werden. Diese Ziele setzten sich aus kurz-, mittel- und langfristigen Zielen zusammen. Diese werden regelmässig überprüft und alle sechs Monate ausgewertet und für die nächsten sechs Monate neu festgelegt.

Im Vordergrund steht die Selbständigkeit des Jugendlichen inkl. einem Lehrabschluss oder einem gleichwertigen Abschluss. Die Förderplanung wird ganz auf diese Ziele ausgerichtet. Dazu gibt es eine Schwerpunktliste, die Punkte dieser Liste fliessen ebenfalls in die Zielvereinbarungen ein, je nach Entwicklungsstand und Alter des Jugendlichen früher oder später während des Aufenthalts.


Es ist uns wichtig die Ressourcen des Jugendlichen mit ihm zusammen zu entdecken und zu fördern. Daraus sollen realistische Ziele erarbeitet werden. Ich biete dem Jugendlichen ein lösungsorientiertes Coaching an.


Vorallem die Selbstevaluation ist für uns ein bedeutsames Hilfsmittel zur Überprüfung unserer Arbeit mit den Jugendlichen. Durch Eintragungen wichtiger Vorkommnisse, gute wie weniger gute, sowie einem Verlaufsprotokoll über die Aufenthaltszeit des Jugendlichen bei uns, haben wir die Möglichkeit zielgerichtet die Entwicklung des Jugendlichen zu verfolgen und mögliches Fehlverhalten im Umgang mit ihm zu reduzieren. Im weiteren können wir ethische Kriterien wie Ehrlichkeit, Respekt, Fairness, Gewähren von Freiräumen usw., gegenüber dem Jugendlichen systematischer reflektieren. Die Realitätsüberprüfung nimmt hier ebenfalls einen wichtigen Platz ein, wir müssen die vereinbarten Ziele auf ihre Realisierbarkeit prüfen und gegebenenfalls anpassen. Aber auch die anderen Instrumente der multiperspektivischen Fallarbeit nach Burkhard Müller, wie die sozialpädagogische Anamnese, Diagnose und Intervention sind mir eine hilfreiche Unterstützung bei meiner Arbeit.


Uns ist es sehr wichtig, dass je nach Bedarf eine Vernetzung mit folgenden Stellen stattfindet:

  • Herkunftsfamilien, Behörden, Lehrkräften, Lehrmeistern, Fachpersonen
  • Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienste
  • Schulpsychologische Dienste
  • öffentliche, ärztliche Dienste
  • Sozialdienste
  • Amtsvormundschaften
  • Jugendanwaltschaften
  • Kirchgemeinden
  • Jugendtreffpunkten
  • Beschäftigungsprogramme für Jugendliche ohne Tagesstruktur
  • Privatpersonen (Personen aus dem Umfeld des Jugendlichen)

Da wir immer wieder Jugendliche aus den angrenzenden Kantonen BL und BS in der Wohngemein-schaft habe, kenne wir nicht nur die Beratungsstellen, Psychologischen/Psychiatrischen Dienste, Jugendarbeits-/Beschäftigungsprojekte und sonstige schulische Angebote vom Bezirk Rheinfelden (AG), sondern auch die Angebote von BL und BS. Dies führt zu einer breiten Vernetzung und dem Vorteil, von den Angeboten von drei Kantonen profitieren zu können. Dadurch ist es möglich individuell auf den Jugendlichen abgestimmte Angebote auszuwählen. Durch die Vernetzung mit den verschie-densten Stellen beugen wir einer Generalistenhaltung unsererseits vor und entlasten uns dadurch vom Anspruch, auf alles selber eine Lösung haben zu müssen.


Der Systemische Ansatz ist eine hilfreiche Ergänzung zu unserer Arbeit mit Jugendlichen. Dabei    geht es uns um das ganzheitliche Denken und die verschiedenen Ebenen, wie die Individuums-, Beziehungs-, Organisations-, Gesellschafts- und Ökosystemsebene. Es bestehen viele Zugangswege zur Einwirkung auf die Probleme des Jugendlichen, dies bietet einen grossen Freiraum für kreative Interventionen.